Herkunft

Auf die Lage kommt es an

Von Claudia Harbinger · 2016

Temperatur, Sonnenstunden, Wassermenge und Bodenbeschaffenheit – die feinen Aromen der Kaffeekirsche haben ganz besondere Anforderungen. Soll am Ende eine wirklich schmackhafte Tasse Kaffee entstehen, muss auch das Anbaugebiet passen.

 Ein sonniges Tal

Über hundert verschiedene Arten von Kaffeepflanzen gibt es weltweit. Doch nur zwei haben auf dem Weltmarkt eine herausragende Bedeutung. Die meisten Kaffeesorten werden aus Coffea arabica und Coffea canephora hergestellt, besser bekannt als Arabica und Robusta. Der Arabica-Kaffee stammt ursprünglich aus Äthiopien und wird wegen seiner Herkunft auch Hochlandkaffee genannt. Obwohl Kaffee in vielen afrikanischen Ländern angebaut wird, ist der Anteil Afrikas am Gesamtvolumen weltweiter Rohkaffeeerträge relativ klein. Zahlenmäßig steht heute bei den Arabica-Bohnen Lateinamerika an der Spitze mit Ländern wie Brasilien, Kolumbien, Mexico, Honduras und Guatemala.

Spezifischer Anbau

Arabica wächst als Strauch oder Baum in Lagen von etwa 1000 bis 2000 Metern über dem Meeresspiegel. Er gedeiht am besten bei Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad. So reift die Kaffeekirsche langsamer aus und kann ein vielfältiges Aroma entwickeln. „Die Pflanze braucht einen lockeren, durchlässigen, neutral bis leicht sauren Boden“, sagt die Kaffeeexpertin und Pharmazeutin Karen Nieber. Wichtig sind auch die im Boden enthaltenen Nährstoffe und Mineralien wie Stickstoff, Phosphat, Kalium, Magnesium, Calcium sowie Spurenelemente wie Zink und Kupfer. Die jährliche Niederschlagsmenge muss zwischen 1500 bis 2000 Millimeter betragen. Die Arabica-Bohne wird wegen ihres fruchtig-blumigen Geschmacks geschätzt. Sie hat mit etwa einem Prozent einen geringeren Koffeingehalt als die Robusta-Bohne und wird oft als die edelste Bohne bezeichnet. Ein Anteil von 100 Prozent Arabica gilt bei vielen Kaffeeröstereien als Voraussetzung für die Herstellung eines Spitzenkaffees. Doch über die Qualität entscheiden auch die Art des Anbaus und die Sorgfalt bei der Ernte. Die sogenannte Kaffeekirsche ist eigentlich eine Steinfrucht, ihre zumeist zwei Samen sind die uns bekannten Kaffeebohnen. Erst bei roter Färbung ist die Kaffeekirsche erntereif. Wird sie von Hand gepflückt, ist der richtige Reifegrad besser gewährleistet. Als besonders hochwertig gilt Hochland-Kaffee, der in wilden Wäldern unter natürlichen Bedingungen wächst.

Praktische Mischung

Die Robusta-Kaffeepflanze – auch Tiefland- Kaffee genannt – wird auf Feldern in Ländern wie Vietnam, Indonesien, Thailand und Westafrika angebaut. Ihrem Namen macht sie alle Ehre. Sie ist hitzebeständiger als die Arabica, hält Temperaturschwankungen besser aus und wächst schneller. Die Pflanze verträgt Temperaturen von 25 bis 30 Grad. Ihre Bohnen haben mit zwei bis drei Prozent einen höheren Koffeingehalt. Das Aroma der Robusta ist weniger vielfältig und eher rau bis leicht bitter. Sie wird deshalb nicht als reine Sorte verkauft, sondern mit Arabica-Bohnen gemischt. Damit können positive Noten einer Sorte unterstrichen werden, aber auch geschmackliche Schwächen überdeckt werden. Zu Espresso und Latte Macchiato steuert Robusta die von vielen geschätzte Crema bei.

Kostbare Raritäten

Für Kaffeeliebhaber gibt es immer wieder besondere Editionen und Raritäten aus kleinen Ernten zu entdecken. Die haben natürlich auch ihren Preis. Als einer der teuersten Kaffees gilt Kopi Luwak aus Indonesien, der seinen besonderen Geschmack dadurch erhält, dass die Früchte der Kaffeepflanze von einer Schleichkatzenart gefressen und die Bohnen wieder ausgeschieden werden. Das durch den Verdauungsprozess entstandene besondere Aroma wird als erdig und schokoladig beschrieben. Der Black Ivory Coffee aus Thailand basiert auf einem ähnlichen Prinzip, nur das dabei Elefanten zum Einsatz kommen. Aus Jamaika stammt der Blue Mountain Kaffee, geerntet von einem einzigen Hang im jamaikanischen Hochland, der bei den richtigen Lichtverhältnissen leicht bläulich schimmert. Auch Hawaii und die Galapagosinseln bieten exklusive Kaffeesorten. Auf Kaffee aus deutschem Anbau müssen Liebhaber leider verzichten. Kaffeepflanzen brauchen gleichmäßige Wärme und vertragen keine großen Klimaschwankungen. Viel Wind und Sonnenschein, Temperaturen über 30 und unter 10 Grad passen ihnen nicht. Die einzigen Kaffeeplantagen in Europa liegen auf Gran Canaria im Valle de Agaete. Wer sein Interesse an Qualitätskaffee mit seinem Fernweh verbindet, kann die Kaffeebauern auf der Insel besuchen.

 Grafik mit wichtigsten Lieferländern für Kaffeeimporte nach Deutschland
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2015
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